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Aufgrund von Datenschutz-Notwendigkeiten und anderen gesetzlichen Bestimmungen unterscheiden sich die Zugriffsmöglichkeiten auf sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Forschungsdaten je nach Datentyp zum Teil erheblich. Darüber hinaus ist es für den Zugriff relevant, ob es sich um öffentlich erhobene und kostenfrei bzw. gegen eine geringe Gebühr bereit gestellte Daten handelt oder um Daten, die durch spezialisierte Unternehmen erhoben und/oder aufbereitet wurden und als Produkt verkauft werden. Für umfängliche Datenmengen können die Gebühren, die statistische Ämter für Mikrodaten verlangen müssen, in einen vier- oder gar fünfstelligen Euro-Bereich gehen.

Aufgrund dieser Differenzierungen lassen sich die Zugangswege grob in drei Typen einteilen:

(1)   Aggregierte Statistik-Daten („Makrodaten“)

Diese Daten sind meist kostenfrei und (teilweise nach Registrierung) online direkt zu beziehen. Genauere Informationen entnehmen Sie bitte dem jeweiligen Datenportal. Im Falle von disaggregierten Daten können darüber hinaus besondere Anforderungen an den Zugang bestehen.

(2)   Statistik-Mikrodaten

Für statistische Mikrodaten gelten besondere Schutzbestimmungen durch die Bundes- und Landesdatenschutzgesetze sowie das Bundesstatistikgesetz. So muss die Erhebung von personenbeziehbaren Daten immer an ein bestimmtes Forschungsziel geknüpft sein, welches als so relevant erachtet wird, dass die Gewinnung personenbeziehbarer Daten zu rechtfertigen ist.

Der Schutz von personenbeziehbaren Daten ist zudem ein gesetzlicher Auftrag, der durch eine Anonymisierung der Daten gewährleistet wird, wobei der Grad der Anonymisierung von der Art und der Kontrolle der Nutzung abhängt. Aus diesem Grund können statistische Mikrodaten nicht ohne Weiteres von den Websites der Forschungsdatenzentren heruntergeladen werden. Dies gilt in ähnlicher Form auch für Firmendaten, wie beispielsweise die Mikrodaten der Projekte AFiD oder KombiFiD.

Grundsätzlich finden sich bei Organisationen, die solche Daten anbieten, verschiedene Stufen der Anonymisierung, die beispielhaft anhand einer Grafik der statistischen Ämter dargestellt werden (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1:
Nutzungswege für Mikrodaten der Statistischen Ämter

Nutzungswege_Daten
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Köhler, F. (2012). 10 Jahre Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter. Statistische Monatshefte Niedersachsen, Ausgabe 6/2012, S. 335
  • Vollständig anonymisierte Mikrodatensätze werden auch für die Öffentlichkeit angeboten, es handelt sich hier um so genannte Public-Use-Files (PUF) oder um CAMPUS-Files. Diese Datensätze unterscheiden sich allerdings hinsichtlich ihres Informationsumfangs, der aus Datenschutzgründen stark reduziert ist, deutlich von den Scientific-Use-Files.
  • Bei Scientific-Use-Files (SUF) handelt es sich um „faktisch anonymisierte“ Mikrodatensätze, die z.B. von den Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter oder von spezialisierten Forschungsdatenzentren (siehe Abbildung 1) bereitgestellt werden. Nach Maßgabe des Bundesstatistikgesetzes dürfen solche faktisch anonymisierten Daten allerdings nur wissenschaftlichen Einrichtungen und nur zur Durchführung wissenschaftlicher Vorhaben zugänglich gemacht werden.
  • Darüber hinaus bieten die meisten FDZs auf Antrag auch so genannte Gastwissenschaftlerarbeitsplätze (GWAP) an. Wird ein solcher Antrag genehmigt, können Forschende an besonders gesicherten PC-Arbeitsplätzen in den Forschungsdatenzentren mit schwach anonymisierten Daten arbeiten.
  • Einen weiteren Weg stellt die kontrollierte Datenfernverarbeitung (KDFV) dar, die Zugang zu den formal anonymisierten Originaldaten bietet. Forschende können mit diesen Daten nicht selbst arbeiten, sondern erhalten stattdessen Dummy-Daten, die in Aufbau und Merkmalsausprägungen dem Originalmaterial ähneln. Mittels dieser Dummy-Dateien können Auswertungsskripte erstellt werden, mit denen Beschäftigte der Forschungsdatenzentren anschließend die Originaldaten auswerten. Die Datennutzer erhalten nach einer notwendigen Geheimhaltungsprüfung (einer Prüfung der zu übermittelnden Daten auf Re-Anonymisierungsrisiken) schließlich die Ergebnisse dieser Auswertung.

Ähnlich gestalten sich die Richtlinien für den Zugang zu den bei Eurostat verfügbaren anonymisierten Mikrodaten, der ebenfalls nur für Forschungszwecke gewährt wird.

Kosten

Die Nutzung von wissenschaftsgetragenen Forschungsdaten (außerhalb der amtlichen Statistik) ist in der Regel für die Wissenschaft kostenfrei.

Für die von den Forschungsdatenzentren der Statistischen Ämter bereitgestellten Mikrodaten (über frei downloadbare CAMPUS-Files hinaus) wird derzeit pro Statistik, Erhebungsjahr und Nutzungsweg (Scientific-Use-File (SUF), Gastwissenschaftlerarbeitsplatz, kontrollierte Datenfernverarbeitung) ein Nutzungsentgelt von ca. 250 Euro erhoben (siehe beispielsweise hier).

Bislang konnte die Wissenschaft die Aufsichtsbehörden der statistischen Ämter und den Gesetzgeber noch nicht überzeugen, den „Daten-Service“ für die Forschung kostenlos bzw. gegen eine marginale Gebühr bereitzustellen.

(3) Daten kommerzieller Anbieter

pfeil_hg_obenDie Nutzung kommerzieller Datenbanken erfordert im Regelfall den Abschluss eines Vertrages und ist nur gegen Gebühren möglich. Ausnahmen bilden kommerzielle Datenbanken, die Ihnen über Ihre wissenschaftliche Bibliothek bereitgestellt werden.

Fragen Sie zunächst bei Ihrer Bibliothek nach, ob entsprechende Zugangswege vorhanden sind. Darüber hinaus können Sie ggf. Spezialbibliotheken kontaktieren, die besondere Services für ihre Wissenschaftsbereiche anbieten (z. B. die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft in Kiel und Hamburg, die Universitäts- und Staatsbibliothek Köln bzw. GESIS für den Bereich Sozialwissenschaften).

Ohne entsprechende Unterstützung durch Bibliotheken bleibt zumeist nur ein (ggf. kostspieliger) Zugang über die Vertragsschließung mit einem kommerziellen Datenanbieter. Die Angaben zu den Kosten und Nutzungsbedingungen entnehmen Sie den entsprechenden Websites.

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