b) Selbst erstellte Datensätze anderen zur Verfügung stellen
Es gibt in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bereits einige Einrichtungen, die eine Infrastruktur bereitstellen, um Daten in so genannten Repositorien [iii] einzupflegen und sie damit der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Beispielhaft werden im Folgenden das Repositorium „datorium“ von GESIS, das Datenservicezentrum für Betriebs- und Organisationsdaten (DSZ-BO) der Universität Bielefeld, sowie das Portal Forschungsdaten Bildung vorgestellt, die entsprechende Service bereitstellen.
datorium ist ein von GESIS seit 2014 bereitgestelltes Repositorium für Forscher aus den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Hier können Forschungsdaten von Forschern selbst eingestellt werden. Bestimmte Angaben sind Pflicht (z.B. Titel und Primärforscher), andere können zur weiteren Dokumentation gemacht werden (z.B. Software-Formate oder Fragebogeninhalte). datorium übernimmt für die Forscher die Funktion des Archivs – die eingestellten Daten werden mit einem DOI versehen und danach dauerhaft in der einmal eingestellten Form verfügbar gehalten. datorium macht die Daten öffentlich verfügbar, zitierfähig und stellt über eine standardisierte Maske zudem vergleichbare Metadaten zu verschiedenen Datensätzen zur Verfügung (vgl. Zenk-Möltgen & Linne, 2013).
Die Universität Bielefeld unterhielt ein Datenservicezentrum für Betriebs- und Organisationsdaten (DSZ-BO), das Organisationsdaten Nachnutzern zur Verfügung zu stellt (inzwischen am DIW angesiedelt), nachdem der eigentliche Zweck (beispielsweise eine interne Mitarbeiterbefragung) erreicht wurde. Das DSZ-BO archiviert Daten verschiedenster Ursprünge, z.B. prozessproduzierte Daten oder Daten aus Fallstudien, die auch außerhalb von Deutschland erhoben worden sein können. Ein potentieller Datengeber muss seine Studie zunächst in ein Studienportal aufnehmen lassen, so dass andere Wissenschaftler auf diese Studie Bezug nehmen können. Im zweiten Schritt werden die Daten archiviert, wobei auch Metadaten (standardisierte Beschreibungen zum Datensatz) generiert werden. Die Daten können schließlich auch weitergegeben werden, wenn dies z.B. für Sekundäranalysen gewünscht wird. Für einen solchen Schritt werden durch das DSZ-BO zusätzlich Anonymisierungsmaßnahmen ergriffen (DSZ-BO, 2014).
Vornehmlich für qualitative Daten existiert das Portal Forschungsdaten Bildung. Beim Verbund Forschungsdaten Bildung handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von GESIS, IQB – Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen und DIPF – Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung. Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sollen sie die Forschungsdaten sichern, welche im BMBF-Rahmenprogramm zur Förderung der empirischen Bildungsforschung generiert wurden. Soweit möglich sollen diese Daten außerdem für die Nachnutzung verfügbar gemacht werden.
In der Forschungslandschaft gibt es mittlerweile immer mehr Universitäten, die Speichermöglichkeiten für Forschungsdaten anbieten, z.B. die LMU München (bisher noch keine Daten im sozial- oder wirtschaftswissenschaftlichen Bereich) oder die TU Berlin (im Sommer 2014 noch im Aufbau begriffen). Die Angeboteähneln den oben beschriebenen Repositorien, d.h. Wissenschaftler können ihre Forschungsdaten zur Verfügung stellen, allerdings ist meist die Zugehörigkeit zur Universität Voraussetzung. Die Daten sind dann – abhängig von der jeweiligen Rechtevergabe –auch für Wissenschaftler anderer Institutionen frei zugänglich.
Einen besonderen Service bietet die Webseite von re3data.org: Die Betreiber dieser Seite haben sich zum Ziel gesetzt, sämtliche Repositorien für Forschungsdaten in einer Datenbank zu erfassen und Besuchern der Seite an einer Stelle verfügbar zu machen. Allerdings sei hier darauf verwiesen, dass zu diesen Repositorien auch die Einrichtungen gehören (wie z.B. Forschungsdatenzentren), die Primärdaten zur Verfügung stellen und somit keine „fremden“ Daten in ihren Bestand aufnehmen (siehe auch Vlaeminck und Wagner, 2014).
Repositorien, die Daten aus eigenen Studien annehmen
Öffentliche Forschungsdatenrepositorien in Deutschland
- datorium (von GESIS bereitgestellt)
- Datenservicezentrum für Betriebs- und Organisationsdaten (DSZ-BO)
- Verbund Forschungsdaten Bildung (betrieben vom FDZ Bildung des DIPF)
Einige englischsprachige öffentliche Repositorien im Ausland
- Australian Data Archive (ADA); Australien
- Danish National Archive (früher: DDA); Dänemark
- Data Archiving and Networked Services (DANS); Niederlande
- DataHub (Open Knowledge Foundation); Großbritannien
- Inter-university Consortium for Political and Social Research (ICPSR); USA
- UK Data Archive (UKDA); Großbritannien
Universitäten mit Datenrepositorien in Deutschland
(Datenannahme beschränkt auf Universitätsangehörige)
- LMU München
- TU Berlin
- Universität Bielefeld (-> Data Policy der Universität Bielefeld)
- Universität Heidelberg (-> Data Policy der Universität Heidelberg)
- Universität Mannheim
[iii] Repositorien sind an Universitäten oder Forschungseinrichtungen betriebene Dokumentenserver, auf denen wissenschaftliche Materialien archiviert und weltweit entgeltfrei zugänglich gemacht werden. Mehr Informationen zum Thema Repositorien gibt es hier.
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